Warum Arbeitnehmer sich eine Auszeit gönnen

Sabbatical – Der Traum von der bezahlten Auszeit

Viele Arbeitnehmer träumen davon, nur wenige machen es wahr: Sich bewusst für eine Zeit aus dem Arbeitsalltag entziehen mit dem sicheren Gefühl, wieder zum alten Arbeitsplatz und Arbeitgeber zurückkehren zu dürfen. Eine bewusste Auszeit (auch „Sabbatical“ oder „Sabbatjahr“ genannt) kann die Karriere beflügeln, wenn die Zeit gut genutzt wird.

Stefan Sagmeister, Gründer einer Kreativagentur rät sogar in seinem populären TED Talk „Die Macht der Auszeit“ dazu, sich nicht nur einmalig, sondern regelmäßig eine Auszeit vom Arbeitsalltag zu nehmen. Alle 7 Jahre schließt er sein Business. Für diese Entscheidung wurde er in seiner Branche, der Werbeindustrie, verspottet. Doch er behielt Recht: Er kam stets gestärkt zurück, sein Business florierte nach den Pausen noch besser als zuvor.

Warum Arbeitnehmer ein Sabbatical machen

Ohne Frage: Eine Auszeit beflügelt die Kreativität Wer aus dem Gewohnten austritt, der entdeckt, was noch nicht optimal läuft, sieht die Welt mit anderen Augen und kommt auf neue Ideen. Gründe, was Arbeitnehmer mit der freien Zeit anfangen können, gibt es viele:

Mehr Zeit für die Familie

Die Kinder und seinen Partner nur abends zu sehen – das reicht vielen Eltern nicht mehr. Wird die Auszeit dafür genutzt, bewusst Zeit mit der Familie oder sich sogar um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern, ist das sinnvoll investierte Zeit, die Sie sicher nie bereuen werden.

Persönliche Projekte wie ein Hausbau

Eine Renovierung oder gar den Bau eines kompletten Eigenheims zu bewältigen, kann neben dem regulären Job einiges an Nerven kosten. In der Auszeit können diese Vorhaben in Ruhe geplant und umgesetzt werden.

Mehr Zeit für die eigenen Hobbies

Ob es Sport ist, Sie ein Musikinstrument spielen oder eine Sprache lernen möchten: Manche Dinge nimmt man sich jahrelang vor, geht sie aber nie an. In der Auszeit gibt es keine Ausrede wie den Job mehr, diese Dinge auf die lange Bank zu schieben. Sie können sich endlich in Ruhe Ihrem Hobby widmen.

Reisen

Einmal auf Weltreise gehen, in andere Kulturen eintauchen, sich neue Blickwinkel aneignen – die meisten Arbeitnehmer, die ein Sabbatical machen, nutzen die freie Zeit für das Reisen.

Buch schreiben

Viele Menschen träumen davon, sich mit einem Buch zu verewigen. Doch früher aufzustehen oder abends noch länger zu machen und dann zu schreiben, verlangt eine Menge Disziplin. In der Auszeit hingegen fällt Ihnen dies das Schreiben womöglich ganz leicht.

Dem Ehrenamt nachgehen

Manche Menschen suchen in ihrem Job nach mehr Sinn. Sie wollen einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten, anstatt vor dem Computer zu sitzen und „Daten von A nach B zu schieben“. Ob es sich um ein Hilfsprojekt auf einem anderen Kontinent handelt oder um Unterstützung vor der eigenen Haustür: Wer anderen hilft und sich für diese einsetzt, erhält direkt Feedback, was mit seiner Hilfe möglich wird. Dies kann unheimlich motivieren und für eine tiefe Zufriedenheit sorgen.

Weiterbildung

Nach einigen Jahren im gleichen Beruf ist es nicht verwunderlich, wenn der Wunsch auftaucht, etwas Neues zu lernen. Manche Weiterbildung dauert sogar ein bis zwei Jahre und erfordert regelmäßig Treffen mit der Lerngruppe. Was Sie sonst in den Feierabend und in die Wochenende quetschen müssten, können Sie ganz in Ruhe in der Auszeit tun.

Doktorarbeit beenden

Viele Menschen haben eine Promotion begonnen, sie aber aus wirtschaftlichen Gründen nie zum Abschluss gebracht. Es war schlicht attraktiver, endlich ins Arbeitsleben einzusteigen und Geld zu verdienen. Eine Auszeit können Sie dazu nutzen, die ewig vor sich hingeschobene Doktorarbeit endlich zu beenden. Am Ende können Sie stolz auf sich sein, wenn Sie das geschafft haben.

Aus gesundheitlichen Gründen & zur Prävention

Burn-out und Depression sind in unserer schnelllebigen Arbeitswelt keine Fremdworte mehr. Wenn Sie bereits an Erschöpfungsanzeichen leiden, reicht der Jahresurlaub nicht mehr aus, um sich zu erholen. Eine bewusste Auszeit können Sie auch dazu nutzen, sich endlich um seelische und körperliche Gesundheit zu kümmern und gesündere Gewohnheiten zu etablieren.

Mit Planung zum Erfolg

Wenn Sie ein Sabbatical in Erwägung ziehen, sollten Sie ca. ein Jahr vorher mit den Vorbereitungen beginnen. Hier geht es nicht nur darum, sich einen groben Plan zu machen, was Sie mit Ihrer freien Zeit anfangen wollen, sich einen Überblick über die Finanzen zu verschaffen oder dass Sie sich bei Auslandsreisen auf eventuelle Impfungen vorbereiten müssen.

Hier geht es vor allem darum, die Auszeit mit Ihrem Arbeitgeber so konkret wie möglich zu besprechen. Muss Ihre Stelle vorübergehend durch eine andere Person ersetzt werden? Welches Gehalts-/Zeitausgleichs-Modell wenden Sie an, um sich die Auszeit leisten zu können? Wie können Sie Ihre Rückkehr gestalten? Für die Umsetzung der Auszeit kommen verschiedene Arbeitszeitmodelle infrage.

Unter welchen Bedingungen werden Sabbaticals angeboten?

  • Überstunden-Ausgleich: Arbeitnehmer können vor der Auszeit Überstunden anhäufen und sich diese als Freizeitausgleich auszahlen lassen
  • Gehaltsverzicht vor der Auszeit: Beliebt ist das Modell, als Arbeitnehmer noch während der regulären Arbeitszeit auf Gehalt zu verzichten und sich dieses dann während des Sabbaticals auszahlen zu lassen
  • Unbezahlter Urlaub: Arbeitnehmer und Arbeitgeber vereinbaren, dass der Arbeitnehmer mehr Urlaubstage ohne Gehaltszahlungen erhält

Zu berücksichtigen ist, dass all diese Modelle unterschiedliche Auswirkungen auf Ihre Kranken- und Sozialversicherung sowie Ihren gesetzlichen Rentenanspruch haben. Diese Formalien müssen Sie individuell mit Ihrem Arbeitgeber klären.

Nur Kosten für den Arbeitgeber? Wie Arbeitgeber vom Sabbatical profitieren können

Arbeitgeber mögen davor zurückschrecken, eine Auszeit zu genehmigen. Was, wenn der Arbeitnehmer nach dem Sabbatical beschließt, doch nicht zurück in den alten Job zu kommen? Wo bleibt da das Geben und Nehmen? Befürchtungen wie diese kann man wohl nie ganz aus dem Weg räumen. Beim Thema Weiterbildung ist es das gleiche: Was, wenn Sie Ihren Mitarbeitern teure Weiterbildungen bezahlen, diese sich dann aber woanders bewerben? Die Gegenfrage kann nur lauten: Was, wenn Sie es nicht tun? Sind dann die Konsequenzen nicht einschneidender für Ihren Betrieb?!

Instrument der Mitarbeiterbindung

Als Arbeitgeber sollten Sie das Sabbatical als ein Instrument verstehen, Ihre Mitarbeiter längerfristig an Ihr Unternehmen zu binden. Schließlich stehen Sie mit anderen Unternehmen im stetigen Wettbewerb, ihre Fachkräfte bei sich zu halten.  

Laut einer Studie von monster.de kommen die Mitarbeiter, die sich eine Auszeit genommen hatten, 80 % glücklicher zurück, 68 % hatten mehr Energie und 66 % fühlten sich weniger gestresst. Diese Faktoren werden Auswirkungen auf die Arbeitsqualität und die Zusammenarbeit im Team haben.

Sicherlich wird Ihr Unternehmen auch von neuen Ideen, mit denen Ihre Mitarbeiter zurück ins Geschäft kommen, profitieren. Vielleicht hatten diese in einem anderen Land oder einer anderen Branche Gelegenheit, ganz neue Ansätze und Lösungen für Probleme kennenzulernen, die er oder sie nun bei Ihnen ausprobieren möchte.

Sabbatical ja oder nein? Bleiben Sie flexibel!

Als Arbeitgeber müssen Sie abwägen. Wollen Sie lieber einen langjährigen Mitarbeiter verlieren und sich auf die Suche nach neuen Mitarbeitern machen? Oder wollen Sie alles daran setzen, dass Sie den Mitarbeiter halten? Eine Auszeit muss ja nicht gleich ein ganzes Jahr dauern – besprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern, welche Dauer für Ihr Unternehmen tragbar ist. Bei vielen reichen schon drei Monate Auszeit vom Alltag, um sich nach der Rückkehr wieder mit voller Power den Aufgaben im Unternehmen zu widmen.

Titelbildfoto von Artem Beliaikin von Pexels

Autorin: Ute Klingelhöfer für holisticminds – schreibt Artikel für den Blog und macht komplexe Themen verständlich.