Mit diesen Tipps klappts im Vorstellungsgespräch

So bereiten Sie sich optimal auf ein Vorstellungsgespräch vor

Der Termin steht, Sie sind eingeladen: Herzlichen Glückwunsch, die erste Hürde im Bewerbungsprozess ist genommen. Sie haben ein Vorstellungsgespräch! Hier will Sie Ihr potenzieller Arbeitgeber als Mensch kennenlernen. Passen Sie vom Typ her ins Unternehmen? Werden Sie Ihren Job meistern können? Diese Fragen wollen beantwortet werden. Doch auch für Sie ist das persönliche Gespräch eine Chance: Können Sie sich vorstellen, mit den Menschen dort zu arbeiten? Wie ist die Unternehmenskultur? Werden Sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen?

Punkten im Vorstellungsgespräch: Mit der richtigen Vorbereitung klappt’s mit dem Job!

Recherchieren Sie über das Unternehmen und die Branche

Ihr möglicher Arbeitgeber möchte wissen, dass Sie sich mit ihm auseinandergesetzt haben und Sie nicht einfach irgendeinen Job bei einer beliebigen Firma haben wollen. Je mehr Sie sich über das Unternehmen informieren, desto konkretere Fragen können auch Sie im Gespräch stellen und desto mehr Gelegenheiten ergeben sich für ungezwungenen Smalltalk, die das Interview auflockern.

Einiges werden Sie sicherlich schon vor Ihrer Bewerbung beim Unternehmen in Erfahrung gebracht haben. Der Vollständigkeit halber hier noch einmal ein paar Anhaltspunkte zur Recherche:

  • Führen Sie zunächst eine Google-Suche über das Unternehmen durch. Klicken Sie sich auch durch den Bereich „Bilder“ und „News“, um herauszufinden, was andere Medien über das Unternehmen und seine Entscheider berichten.
  • Informieren Sie sich ausgiebig über die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens.
  • Finden Sie heraus, was aktuelle Mitarbeiter über die Firma sagen. Lesen Sie dazu Bewertungen auf kununu und Co. (Mehr zur Bedeutung von Arbeitgeberbewertungen in unserem Artikel Ihre Employer Brand – durch Bewertungen gemacht oder aktiv gemanaged?)
  • Scannen Sie über die Social Media Kanäle und, wenn vorhanden, das Blog des Unternehmens, um über aktuelle Entwicklungen Bescheid zu wissen – auch das sind gute Informationen, die Sie später wieder wie zufällig im Gespräch „einstreuen“ können.

Bereiten Sie sich auf den Tag Ihres Vorstellungsgesprächs vor

Hier ist wichtig: Machen Sie nicht alles auf den letzten Drücker! Überlegen Sie sich mindestens einen Tag vorher, welches Outfit Sie tragen möchten. Ziehen Sie etwas an, worin Sie sich wohlfühlen und was zu Ihrer angestrebten Position passt. Überprüfen Sie Ihre Kleidung am Vorabend auf den perfekten Sitz und Sauberkeit. Ihrer Ausstrahlung wird es dienen, wenn Sie in Kleidung erscheinen, die Sie gerne tragen.

Planen Sie Ihre Anfahrt mit ausreichend Puffer. Wählen Sie einen Zug früher, berechnen Sie Ihre Fahrtzeit mit dem Auto so, dass auch ein kleiner Stau Sie nicht aus der Ruhe bringt.

Sorgen Sie dafür, dass Sie Name und Telefonnummer des Ansprechpartners während der Anreise griffbereit haben, damit Sie anrufen können, falls Sie sich trotz guter Vorplanung verspäten.

Seien Sie ein aufmerksamer Zuhörer

Meistens werden Sie sich zunächst am Empfang melden, bevor Sie Ihr Gespräch mit Ihrem Ansprechpartner haben werden. Nutzen Sie die Gelegenheit, hier schon ein paar nette Worte mit den Mitarbeitern zu wechseln. Sehen Sie das nicht als lästigen Smalltalk, sondern als Chance, Ihre Nervosität abzubauen.

Normalerweise wird man sie dann in einen Raum bitten, wo Sie auf Ihre Interviewpartner warten. Seien Sie darauf vorbereitet, dass Sie Ihr Gespräch mit mehreren Personen führen werden. In der Regel beginnt das Gespräch zunächst mit einer Vorstellungsrunde von der Unternehmensseite. Während Sie aufmerksam zuhören, merken Sie sich die Namen und Verantwortlichkeiten Ihrer Gegenüber. So können Sie bei aufkommenden Fragen gleich die richtige Person adressieren.  

Wissen Sie, was Sie über sich erzählen möchten

„Erzählen Sie doch einmal etwas über sich“ – So oder so ähnlich könnte die erste Frage an Sie lauten, sobald sich die Gegenseite vorgestellt hat. Dass Sie hier nicht einfach Ihren Lebenslauf chronologisch nacherzählen, ist selbstverständlich. Weil Sie nicht langweilen wollen, benötigt diese Aufgabe etwas Vorbereitung. Manches Unternehmen wird Ihnen möglicherweise auch konkret die Aufgabe geben, sich in einer 5-10 minütigen Präsentation selbst vorzustellen. Dann dürfen Sie evtl. noch Hilfsmittel wie Flipchart o. ä. nutzen. Gut, wenn Sie in einer ruhigen Situation Zuhause diese Aufgabe schon mal durchgespielt haben! In der Vorbereitung hilft es, wenn Sie sich selbst einen Rahmen setzen, auf wie viele Punkte Ihres Lebenslaufs Sie sich fokussieren möchten.

Gute Anhaltspunkte sind Projekte, die Sie erfolgreich durchgeführt haben, wo Sie Verantwortung übernommen haben oder etwas Neues gelernt haben. Bei dieser Selbstpräsentation wird nicht nur getestet, wie frei Sie reden können, sondern auch, ob Sie sich auf Wichtiges fokussieren und Unwichtiges weglassen können. Diese Aufgabe ist eine tolle Chance, sich als den optimalen Kandidaten oder die optimale Kandidatin für die Stelle darzustellen. Hier können Sie auch Ihr gesellschaftliches Engagement und Ihre persönliche Interessen einbringen, die Ihnen bei der zukünftigen Stelle nützlich sind.   

  • Schreiben Sie sich fünf wichtige Stationen Ihres Lebenslaufs auf, die Sie zu der Person gemacht haben, die Sie heute sind
  • Überlegen Sie sich, mit welchem Punkt Sie einsteigen und für Aufmerksamkeit sorgen
  • Bauen Sie immer wieder Brücken zur angestrebten Position und welche Erfahrungen aus der Vergangenheit Ihnen dabei nützlich sein werden.

Seien Sie darauf vorbereitet, dass Ihre fachlichen Kenntnisse im Vorstellungsgespräch überprüft werden

Gut möglich, dass die Firma Sie im Vorstellungsgespräch überrascht und Ihnen eine fachliche Aufgabe gibt, die Sie lösen sollen. Gerade, wenn es um technisches Wissen geht, das sich auf Basis eines Lebenslaufs nur schwer einschätzen lässt, kann es gut sein, dass man Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zusätzlich überprüfen möchte. Bleiben Sie ruhig und nehmen Sie sich Zeit, die Aufgabenstellung zu verstehen. Wichtig ist nicht, dass Sie die 100 % perfekte Lösung abliefern, spannender ist für das Unternehmen, Ihre Herangehensweise an die Aufgabe zu sehen.

Eine gute Vorbereitung auf Ihr Vorstellungsgespräch ist das A&O.
Lassen Sie sich im Vorstellungsgespräch nicht aus der Ruhe bringen!

Seien Sie sich Ihrer Selbst bewusst

Auch wenn die Frage nach Ihren Stärken und Schwächen kaum noch direkt gestellt wird, kommt Sie doch weiterhin über Umwege auf Sie zu. Es bleibt also nicht aus, sich ausreichend mit sich Selbst zu beschäftigen. Finden Sie vor Ihrem Vorstellungsgespräch Antworten auf die Fragen:

  • Welche Höhen und Tiefen haben Sie bereits durchlebt?
  • Wie haben Sie sich nach einem Rückschlag motiviert, weiterzumachen?
  • Was bringt Sie auf die Palme? Wie kommen Sie wieder runter?
  • Was würden Freunde über Sie sagen? Was würde Ihr letzter Chef über Sie sagen?

Kennen Sie Ihre fachlichen, sozialen und methodischen Fähigkeiten – und wissen Sie, wo Sie gerne noch besser werden wollen

„Wir stellen die Frage nach den fachlichen, methodischen und sozialen Fähigkeiten, um einen Eindruck über den Status Quo der Bewerber zu erhalten. Basierend darauf wollen wir erfahren, in welchen Bereichen sich die Bewerber weiterentwickeln möchten und wie wir sie dabei unterstützen können. Insgesamt sind wir an langfristigen gemeinsamen Entwicklungen interessiert.“ – so Annika Feuster, Head of Recruiting der Münchener Beratung und dem Lösungsanbieter Pixida GmbH.

Haben Sie auf jeden Fall eine Antwort auf die folgenden Fragen parat:

  • Warum haben Sie sich bei uns beworben?
  • Weshalb wollen Sie Ihren aktuellen Job verlassen?
  • Wo sehen Sie sich in 2-5 Jahren?

Bei diesen Fragen können Sie wunderbar Bezug nehmen auf die Anforderungen der Stellenanzeige und das, was Sie über das Unternehmen bereits recherchiert haben. Vielleicht wissen Sie über Freunde und Bekannte bereits näher, wie es ist, in diesem Unternehmen zu arbeiten und können diese Infos ins Gespräch einbringen. Wenn Sie über Ihren letzten Arbeitgeber reden, unterlassen Sie es, über ihn herzuziehen. Wenn es nicht gepasst hat, dürfen Sie dies auf jeden Fall sagen und müssen sich keine Lügen ausdenken – Sie müssen aber auch keine näheren Details verraten. Bleiben Sie stets authentisch und drucksen Sie nicht herum.

Bei der Frage, warum man sich für die Stelle beworben hat, unterschätzen einige Bewerber die Wirkungskraft der intrinsischen Motivation. Sie wählen eine Antwort, mit der sie beeindrucken wollen wie „Ich will Karriere machen.“ – Das klingt nach Ehrgeiz und Zielorientierung. Eine Studie der Universitäten Chicago und Cornell hat jedoch herausgefunden, dass eine Aussage wie „Ich liebe meinen Job“ oder „Ich will einen Job machen, der mich erfüllt“, weitaus überzeugender ist. Haben Sie also den Mut, Ihre Eigenmotivation deutlich zu äußern.

Nutzen Sie die Chance und stellen Sie Fragen im Vorstellungsgespräch

In jedem Gespräch kommt es irgendwann zur Frage „Haben Sie noch Fragen an uns?“ Lassen Sie sich diese Chance nicht entgehen, für Sie noch einmal zu prüfen, ob Sie beim richtigen Unternehmen sind. Ihre Fragen sind außerdem eine gute Gelegenheit, bei Ihrem Gegenüber in Erinnerung zu bleiben. Daniela Vitzthum, Recruiterin bei der sovendus GmbH, sagt, „es zeugt von einer ausgewogenen Herangehensweise, wenn auch die Kandidaten Fragen stellen im Sinne von: „Wie sieht das Team aus? Wie viel Freiheit habe ich? Was ist meine Verantwortung? Wie sind Berichtswege? Nur wenn ein Kandidat dies hinterfragt, kann man davon ausgehen, dass er eine gute Entscheidung für sich selbst treffen wird.“

Drehen Sie doch gerne mal den Spieß um und fragen Sie Ihr Gegenüber:

  • Seit wann arbeiten Sie schon hier?
  • Warum arbeiten Sie hier?
  • Was hält Sie hier?

Wissen Sie, unter welchen Rahmenbedingungen Sie den Job machen wollen

Gehen Sie mit einer klaren Gehaltsvorstellung ins Gespräch. Glassdoor und XING Jobs sind gute Anlaufstellen, um zu recherchieren, welches Gehalt für vergleichbare Positionen üblich ist. Daniela Vitzthum meint: „Kandidaten sollten Gehaltsvorstellungen haben. Verhandlungsbereitschaft zu zeigen, ist super. Aber man sollte mehr oder weniger wissen, für welche Summe man dem Unternehmen zur Verfügung steht.“ Weiterhin rät sie Bewerbern: „Gibt es Besonderheiten wegen anstehender Urlaube oder in Bezug auf Arbeitszeiten etc. sollte man dies am besten direkt ansprechen.“

Sorgen Sie für Klarheit bei der Verabschiedung

Keine Seite geht gern aus dem Gespräch, ohne zu wissen, woran sie ist. Klären Sie, bis wann Sie mit einer Rückmeldung vom Unternehmen rechnen können, damit Sie sich auf die entsprechende Wartezeit einstellen und sich weitere Rückfragen ersparen können.

Fazit

Im War for talents kann man heute von einem regelrechten Bewerbermarkt sprechen. Als Bewerber dürfen Sie Ihren möglichen zukünftigen Arbeitgeber ruhig kritisch, aber auf Augenhöhe prüfen. Machen Sie sich bewusst: Sie wollen beide etwas voneinander, nämlich herausfinden, ob Sie bei diesem Unternehmen richtig sind. Nutzen Sie deshalb unbedingt die Gelegenheit Fragen zu stellen.

Es nützt Ihnen nichts, wenn Sie sich im Vorstellungsgespräch verstellen. Geben Sie sich so, wie Sie sind. Alles andere wird nur in späterer Frustration enden, wenn man Sie aufgrund eines falschen Eindrucks eingestellt hat.

Versetzen Sie sich in die Perspektive Ihres Gegenübers: Dieser muss intern im Unternehmen Ihre Einstellung verantworten. Die Einstellung soll positiv auf den Recruiter zurückfallen, er oder sie möchte dafür keine Kritik ernten. Es geht also um die Fragen: Passen Sie gut ins Team? Verstehen Sie die Anforderungen des Jobs? Ist Ihre Motivation, dort zu arbeiten, groß genug?

Wenn Sie es schaffen, Ihrem Gegenüber auf diese Fragen im Vorstellungsgespräch positive Antworten zu liefern, steht Ihrer Einstellung bestimmt nichts mehr im Weg. 😉

Autorin: Ute Klingelhöfer für holisticminds – schreibt Artikel für den Blog und macht komplexe Themen verständlich.