In diese Weiterbildung sollten Sie investieren

Ganzheitliche Weiterbildung – Welche Skills brauchen Mitarbeiter von morgen?

Digitalisierung und Disruption sind DIE Schlagwörter der aktuellen Arbeitswelt. Was sicher ist: Einige Tätigkeiten werden automatisiert und in Zukunft von Computern übernommen. Doch was ist mit den anderen Jobs? Ob sich ein Unternehmen erfolgreich digitalisiert und dem Wandel anpasst, liegt vor allem am Management und an seinen Mitarbeitern. Sie sind entweder Motor oder Bremsklotz. Haben sie die richtigen Skills und das passende Mindset? Weil die digitale Fitness der Mitarbeiter so essentiell für den Fortbestand des Unternehmens ist, müssen sich Unternehmen zwingend damit beschäftigen, in welche Art der Weiterbildung sie investieren.

Welche Fähigkeiten sind gefragt, um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten?

Schauen wir uns die digitalisierte Arbeitswelt an. Experten beschreiben sie gerne mit dem Kürzel „VUCA“. Es steht für Volatile (stark schwankend), uncertain (unbeständig), complex (komplex) und ambigous (mehrdeutig). Im Alltag spüren Mitarbeiter die Veränderungen der Digitalisierung u. a. an:

  • Vielschichtigen Aufgabenbeschreibungen und Überschneidung von Kompetenzbereichen z. B. Marketing und Produktmanagement – daraus folgen unklare Entscheidungsbefugnisse
  • Einer höheren Selbstverantwortung
  • Neuen Management-Methoden und Führungskonzepten, an die sie sich gewöhnen müssen
  • Gestiegenem Kommunikationsaufwand: Teammitglieder arbeiten von unterschiedlichen Standorten zusammen, aber auch in unterschiedlichen Zeitzonen. Dadurch erfolgt ein großer Teil an Absprache asynchron über digitale Kanäle wie E-Mail, Textnachrichten und Video Calls.
  • Einer gestiegenen Anzahl von Projekt- und Kommunikationskanälen wie slack, asana und Teams. Alle diese Kanäle wollen verfolgt und auf dem aktuellen Stand gehalten werden.
  • Erhöhter Geschwindigkeit und höherem Druck, was die Reaktionszeiten angeht: Dank ständiger Erreichbarkeit durch Smartphone und Co.

Das einzige, was konstant ist, ist die Veränderung

Da die Zukunft so wenig vorhersehbar ist, ist es wenig sinnvoll, Mitarbeiter ausschließlich fachlich weiterzubilden. Keiner weiß, welche Technologien und Management-Methoden in 3 Jahren „in“ sind. Viel wichtiger sind Anpassbarkeit und Neugierde. Eric Schätzlein, Gründer und Geschäftsführer der Weiterbildungsplattform exgenio meint: „In der Zukunft werden nur die Unternehmen erfolgreich sein und bestehen, die verstanden haben, dass die Digitalisierung vor allem in den Köpfen der Mitarbeiter stattfinden muss. Es geht nicht primär um neue Technologien, Prozesse oder Strukturen, sondern um das richtige Mindset der Mitarbeiter.“

An dieser Stelle kommen die früher oftmals belächelten Soft Skills zum Tragen. Welche sind das in Zeiten des Digitalen Wandels?

In diese 5 Fähigkeiten & Angebote sollten Unternehmen investieren

Reflektionsfähigkeit

In agilen Entwicklungsteams, die nach den SCRUM arbeiten, ist es bereits gang und gäbe: Nach jedem wichtigen Produktrelease nimmt sich das gesamte Team Zeit dafür, die Zusammenarbeit zu analysieren. Im Mittelpunkt der Analyse steht nicht das Produktergebnis, sondern WIE man miteinander gearbeitet hat. Es soll vermieden werden, dass sich über längere Zeit Frust anstaut. Probleme sollen offen angesprochen werden. Dies bedarf zum einen der Fähigkeit, sich selbst und andere zu hinterfragen, zum anderen aber auch den Mut, sich aktiv Hilfe bei anderen zu holen. Selbstreflektion ist keine Fähigkeit, die man in einer Schulung von heute auf morgen erlernen kann. Viel eher braucht Selbstreflektion ausreichend Ruhe und Achtsamkeit mit sich selbst und das regelmäßige Üben. Seine Fähigkeit zur Selbstreflektion kann man z. B. durch das regelmäßige Schreiben oder das regelmäßige Praktizieren von Atemübungen steigern. Beides schult die Wahrnehmung und steigert zudem die Fähigkeit, Mitgefühl für andere zu empfinden.

Coaching

Viele Führungskräfte haben Führung nie gelernt. Sie arbeiten nach bestem Gewissen und haben damit mehr oder weniger Erfolg. Doch wer das Beste aus seinen Mitarbeitern herausholen möchte, der muss ihnen selbst ein Vorbild sein. Wie dies geschieht, sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Fähigkeiten wie Kommunikation, Projektmanagement, Aufgabendelegation und Konfliktmanagement können auch Führungskräfte in Trainings erlernen. Aber wer gibt der Führungskraft Feedback? In der Selbsteinschätzung hat jeder blinde Flecken. Deswegen ist die regelmäßige Auseinandersetzung mit sich selbst gerade für Menschen in leitenden Positionen so wichtig.

Bei einem Coaching sind Führungskräfte gezwungen, ihr eigenes Verhalten aus der Vogelperspektive zu betrachten. Ein externer Coach kann dabei helfen, ihr eigenes Führungsverständnis zu entwickeln, unterstützt bei der Findung einer Work-Life-Balance und entwickelt mit der Führungskraft Strategien zur Moderation von Konflikten.  Führungskräfte sollten deshalb regelmäßig Zugriff auf einen Coach haben.

Schulungen zu Unconscious Bias

Viele Studien (u. a. Mc Kinsey) belegen es: Je diverser ein Unternehmen aufgestellt ist, desto erfolgreicher ist es. Doch dieser Erfolg stellt sich nicht von heute auf morgen ein. Denn wo verschiedene Geschlechter, Kulturen und Religionen miteinander arbeiten sollen, ist die Andersartigkeit zunächst einmal eine Herausforderung. Nicht selten wird sie sogar als anstrengend wahrgenommen und erzeugt erst einmal eine Gegenbewegung. Unterschiedliche Sichtweisen und Vorurteile prallen aufeinander. Das kann eine produktive Zusammenarbeit behindern. Gerade wenn sich die Mitarbeiter dieser Vorurteile noch nicht einmal bewusst sind und es deswegen immer wieder zu Missverständnissen kommt.

Die sogenannten „Unconscious bias Trainings“ machen diese unbewussten Vorurteile und Stereotype bewusst. Sie zeigen auf, wie wir uns alle von diesen Denkmustern im Kopf beeinflussen lassen und falsche Entscheidungen treffen. Ziel ist, nicht nur die Kommunikation zu verbessern, sondern auch objektivere Entscheidungen zu fällen, z. B. in Auswahlprozessen bei Bewerbungen. Dann wird nicht die Person gewählt, die einem selbst am ähnlichsten ist, sondern die Person mit den passendsten Fähigkeiten für die Stelle. Unternehmen verbauen sich sonst selbst große Chancen im War for Talents, wenn sie nur nach den Mitarbeitern schauen, die sich in Geschlecht, Einstellung und Verfügbarkeit denen ähneln, die bereits bei ihnen arbeiten, siehe auch unser Artikel zum Thema „Mitarbeitermangel – Unternehmen müssen umdenken„. Unconscious bias Trainings werden am besten für ganze Teams gebucht, um den größten Effekt auf die Zusammenarbeit zu haben.

Gewaltfreie Kommunikation und Konfliktmanagement

Je komplexer die Zusammenarbeit ist, desto mehr Missverständnisse können auftreten. Diese offen anzusprechen, wird in einem agilen Arbeitsumfeld sogar erwartet. Doch wie treffen Mitarbeiter den richtigen Ton? Wie übt man Kritik am Anderen, ohne anzugreifen oder zu verletzen? Das sind wichtige Fähigkeiten, um gemeinsam miteinander zu arbeiten.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist eine Methode, die jeder Mitarbeiter erlernen kann. Sie geht davon aus, dass hinter jeder Kränkung oder Kritik ein Bedürfnis steckt, das verletzt oder nicht befriedigt wurde und lehrt, wie man seine Bedürfnisse vermittelt, ohne das Fehlverhalten des anderen in den Vordergrund zu stellen. Wer sich konsequent daran hält, wird Konflikte zukünftig schneller lösen können. Die Folge: Eine bessere Arbeitsmoral und eine höhere Konzentration.

Selbstmanagement

Wie viel schaffe ich in welchem Zeitraum? Wie organisiere ich meine ToDos? In welchem Zeitraum beantworte ich E-Mails? Zum Selbstmanagement gehört es, seine eigenen Ressourcen richtig einzuschätzen, sich zu fokussieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, Grenzen zu setzen und auch mal „Nein“ zu sagen. Gerade weil in der neuen Arbeitswelt viele früher getrennte Aufgabenbereiche miteinander verschwimmen und die Eigenverantwortung des Einzelnen so groß ist, ist diese Fähigkeit so wichtig. Jemand, der gut mit seinen eigenen Ressourcen umgeht, ist schließlich auch weniger Burn-out gefährdet und bleibt dem Unternehmen damit länger gesund erhalten.

Vom Wissen zum Können – So wird Weiterbildung nachhaltig

Weiterbildungen nützen dem Unternehmen nur dann, wenn das Gelernte auch angewendet wird. Das Wissen sollte nicht nach einem Schulungswochenende gleich wieder verpuffen. Deshalb bleibt die Frage, wie Weiterbildung gestaltet sein muss, damit sie nachhaltig ist?

Der exgenio-Gründer Schätzlein ist sich sicher: „Wer als Unternehmen erfolgreich digitalisieren will, sollte zuallererst auch die Vorteile digitaler Methoden in der Weiterbildung nutzen: Sie gehen auf individuelle Lernbedürfnisse ein (Lernen im eigenen Tempo und wann, wie, wo ich am besten kann), sie sparen Zeit, Logistik und Kosten, sind aber gleichzeitig nachhaltiger und damit effektiver.“

Viele Weiterbildungsanbieter setzen auch auf einen Mix aus Präsenz- und Onlinetraining, dem Blended Learning, das sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Dabei gibt es keine „Druckbetankung“ an wenigen Tagen, stattdessen wird das Neugelernte langsam und konsequent im Berufsalltag eingeführt. Dadurch haben die Lernenden die Chance, immer wieder Fragen aus ihrem persönlichen Alltag in die Lerngruppe hineinzutragen.

Fazit

Je technischer und automatisierter die Arbeitswelt wird, desto mehr rücken menschliche Fähigkeiten in den Vordergrund. Die neue Arbeitswelt mit ihren Prinzipien der Selbstverantwortung und Selbstreflektion macht es unmöglich, sich hinter seinen fachlichen Skills zu verstecken bzw. darauf auszuruhen. Durch wachsende Kollaboration über Abteilungs- und Ländergrenzen hinweg kommt es schnell zu Missverständnissen in der Kommunikation. Nicht gelöst, können diese zu großen Zeitfressern in Projekten werden. Umso wichtiger ist es, Mitarbeiter mit den richtigen Soft Skills auszustatten und ihre Anwendung regelmäßig zu üben bzw. in den Berufsalltag zu integrieren.

Titelbildquelle: ALLAN FRANCA CARMO von Pexels

Autorin: Ute Klingelhöfer für holisticminds – schreibt Artikel für den Blog und macht komplexe Themen verständlich.